pierre cardin
Dieser Dirigent des Modeorchesters vereinigt in seiner Person seit dreiundvierzig Jahren die verschiedensten Rollen: Schöpfer visionärer Kreationen ebenso wie rastloser Geschäftsmann. Seine Berühmtheit ist so groß, daß man ihn in China bisweilen für den Präsidenten Frankreichs hält! Als er 1957 den Eröffnungsflug auf der Linie Paris-Tokio buchte, war er der erste Modeschöpfer, der eine Modellkonfektionslinie lancierte; und auch seither war er seinen Konkurrenten bei der Eroberung der Welt stets einen Schritt voraus.
"Bei ihm habe ich gelernt, daß man einen Hut aus einem Stuhl machen kann", berichtet einer seiner früheren Assistenten, ein gewisser Jean-Paul Gaultier. Er war auch der erste, der an Diversifizierung dachte: so kaufte er das alte Théâtre des Ambassadeurs in der Nähe der Champs-Elysées und baute es 1970 zu einem Veranstaltungssaal, dem Espace Cardin, um. 1978 unterzeichnet er Verträge zur Fertigung mit der Sowjetunion. 1983 eröffnet er das erste westliche Restaurant in China, das Maxim's.
Pierre Cardin steht an der Spitze eines wahren Imperiums, und er setzt auf Kontraste: so entscheidet er sich dafür, seine Haute Couture-Kollektionen ab 1994 nur einem privilegierten Kreis seiner Kundinnen vorzuführen. Widersprüche bereiten ihm kein Kopfzerbrechen. Im Ausland empfängt man ihn mit den Ehren eines Staatschefs, aber er wohnt in einer Art Mönchszelle, freilich mit Blick auf den Elysée-Palast. Er ist ein Futurist, der die Computer verachtet.
Dieser frühere Zuschneider des Hauses Dior ist einer der Magnaten des "Mode-Business" geworden. Nie in seinem Leben hat er auch nur einen Franc Schulden bei einer Bank gemacht. Er finanziert sich selbst, macht keine Werbung - außer für seine Parfums, und investiert seine Gewinne wieder in das eigene Unternehmen. "Geld ist nur ein Mittel zum Zweck", erklärt er, "Mein Lebensstil ist noch derselbe wie vor zwanzig Jahren"
Sein Reich erstreckt sich über mehr als hundert Länder und gibt indirekt 180.000 Menschen in 700 Betrieben Arbeit. Bodenbeläge, Konfitüren, Töpfe, Krawatten: sein Name ziert schon fast 800 verschiedene Produkte. Pierre Cardin gehört sicher ebenso wie die Chanel zu jenen, die wissen, daß "bloß Dummköpfe den Erfolg mit der Summe verdienten Geldes gleichsetzen". Mit einem gesunden Ehrgeiz augestattet, sammelt dieser einzigartige Modeschöpfer Titel wie er Boule-Möbel, Papageien und Kleider sammelt, die er in einem "persönlichen Museum" ausstellt.
Text von Laurence Benaim